27. Dezember 2014

Die Tage danach


Die Weihnachtsfeiertage sind überstanden. Ja, ich muss wirklich den Begriff „überstanden“ verwenden. Der Verlust von Indra, der Stamm-Mutter meiner Zucht, ging auch an ihren Nachkommen nicht spurlos vorüber. Familienfeierlichkeiten und Weihnachtstrubel bedeuteten zusätzlichen Stress. Bya-ra sieht man die Trauer an. Sie ist schmal geworden und sie schleicht mit gesenktem Kopf und hängender Rute durch die Wohnung, klebt förmlich an Herrchen, immer mit fragendem Blick, wenn sie sich nicht gerade mal aufrafft, mit Yeshi spielt und mit ihm durch den Schnee rennt. Anfangs reagierte sie reizbar und genervt, da sich vermutlich meine eigenen Emotionen auf sie übertragen haben. Drei Tage verweigerte sie das Futter. Dank homöopathischer Mittel (Natrium chloratum C200) hat die Futtermäkelei nachgelassen. Milka dagegen scheint den nun frei gewordenen Thron zu beanspruchen. Am liebsten auch gleich meinen. So lieb und aufmerksam sie das Jahr über war, so leicht zu händeln, so lernwillig und fügsam, so kratzbürstig ist sie plötzlich. Die ersten Anzeichen fielen mir bereits letzte Woche auf, als sie sich mit dem Australien Shepherd in unserem Hause anlegen wollte, obwohl sie mit ihm überhaupt nie ein Problem hatte und ihn immer als Führungspersönlichkeit respektierte. In den letzten Tagen hat sie sich mehrmals wie eine Furie gebärdet, als wir in unserer Straße auf fremde Hunde trafen. Es handelte sich dabei nicht um freche Pöbelei, sondern sie bebte vor Wut und war kaum regelbar. Jeder hat eben eine andere Art mit dem Schmerz umzugehen und den Verlust des Rudelmitglieds zu verarbeiten. Indra hat uns in einer Zeit verlassen, in der die Struktur des Rudels ohnehin in Unordnung geraten war, da der aufstrebende Kronprinz Yeshi seinen Platz im Rudel noch nicht gefunden hat und daran intensiv arbeitet. Das Spielen von Milka und Yeshi ist immer von kleinen Nickeligkeiten geprägt. Zwei Minuten später liegen die beiden wieder aneinander gekuschelt auf der Decke. Milka ist meist zu gutmütig, hat sich aber heute früh mal durchgesetzt und den jungen Mann zurecht gewiesen. Bya-ra, die sich einmischen wollte, wurde ebenso in ihre Schranken gewiesen. Kehrt Milkas Kraft zurück? Milka hat zwar einerseits die Fähigkeit zu führen, leidet aber darunter, wenn keine Harmonie im Rudel herrscht. Sie ist eben doch ein Sensibelchen, auch wenn sie das oft nur zeigt, in dem sie sich zurückzieht und schmollt.


Unsere geliebte Indra …


Unsere kleine wuselige Flitzemaus und Hippy-Oma oder auch Fussel, wie sie liebevoll im Junghundealter genannt wurde. Sie konnte Mäusefangen wie eine Katze und saß dann mit einer erhobenen Pfote lauernd vor dem Mäuseloch. Indra hatte Ohren wie ein Luchs. Sie hörte die Mäuse in ihren Gängen trappeln.


Sie war unheimlich schnell und da sie eher feingliedrig und leicht war, schwebte sie förmlich beim Laufen und Springen. So oft sie in den letzten Jahren im Alter gestürzt war, weil sie es auf der Treppe zu eilig hatte, schien sie immer einen Schutzengel an ihrer Seite gehabt zu haben.


Indra war ambitionierte Dänemark-Urlauberin. Sogar ihren 18ten Geburtstag konnten wir dort noch mit ihr feiern. Wie froh bin ich heute, dass ich mich damals spontan dazu entschlossen hatte, ihr diesen Urlaub im hohen Alter zu schenken. Sie lebte dort förmlich auf. Wind und Wetter konnten ihr nichts anhaben. Und ich bin sicher, sie wäre gerne noch einmal mit uns in Urlaub gefahren und hätte ihrem geliebten Enkel Yeshi Strand und Meer gezeigt und wie man Möwen jagt. Und immer wenn ich einen Kiebitz rufen höre, denke ich an meine Indra …


Indra und Gesar lebten all die Jahre wie ein Ehepaar zusammen. Gesar war der Mann an ihrer Seite, der ihr Schutz bot und den sie vergötterte. Im Haus allerdings hatte sie die Hosen an und meckerte ihn an, wenn er nachts unruhig durch das Zimmer wanderte. Wie unsicher sie aber in Wahrheit ohne ihn war und wie sehr die beiden zusammengewachsen waren, machte sich besonders bemerkbar, als Gesar vor ca. 4 Jahren als erster über die Regenbogenbrücke ging und Indras Augen voll Tränen waren. Wie Tiere trauern habe ich damals zum ersten Mal erlebt.


Ich bin dankbar für all die schönen Jahre mit ihr. Wir haben soviel gemeinsam erlebt und in Gedanken lasse ich die Zeit mit ihr Revue passieren. Es war der Zeitpunkt gekommen loszulassen. Ich habe es an Indras Augen gesehen, an ihrem Blick. Sie hat mich um Hilfe gebeten, nicht zuletzt durch ihr ständiges Bellen, und ich wusste, ich durfte die schwere Entscheidung nicht länger vor mir herschieben. Indra war eine Kämpferin, die sich ihr Leben lang Schwächen nicht hat anmerken lassen. Auch nicht beim Tierarzt. Sie war immer sehr tapfer und steckte auch die Alterswehwehchen locker weg. So zart sie äußerlich wirkte, so zerbrechlich, so stark war andererseits ihr Wille.


Wir warten noch auf die Urne. Dort ist noch ein Plätzchen frei bei ihrem Gesar. Durch die Feiertage verschiebt sich alles bis ins neue Jahr.


Ich habe für Indra zum Andenken ein Bild gebastelt.

23. Dezember 2014

Traurige Weihnachtsgrüße …


… wünschen euch, liebe Tagebuchleser, die „Srinagar-Danda“-Tibi-Meute und meine Wenigkeit.


Es sind die letzten Grüße von Oma Indra …

Es ist ein trauriges Weihnachten. Indra ist nicht mehr bei uns.


Es ist vorbei. Wir haben unser gutes altes Ömchen, unsere unverwüstliche kleine wilde Indra, am Montag, dem 22. Dezember gegen ca. 16.00 Uhr über die Regenbogenbrücke gehen lassen.


Es war eine Entscheidung, die uns nicht leicht fiel und die wir nicht mehr weiter vor uns herschieben konnten. Wieviel Lebensqualität war eigentlich wirklich noch vorhanden?


Die letzten Tage und Nächte waren letztendlich für Indra eine Quälerei. Sie machte die Nacht zum Tag und fand auch tagsüber keine Ruhe mehr. Dauerbellen, Schwäche, Zittern der Hinterbeine, nicht liegen wollen oder können, eine ständige innere Unruhe. Das Futter schmeckte nun nicht mehr richtig, so dass ich täglich eine neue Menüauswahl anbieten musste. Nach Lachs, Kaninchen und Kalb von Vetconcept fand sie zum Schluss nur noch an Wild Duck von Wolfsblut Gefallen. Genau genommen war es aber meistens nur noch ein Nippen und nicht mehr Indras typischer Heißhunger. Stattdessen war Wasser wichtig und sie trank verhältnismäßig oft und viel. Ich denke, dass die Nieren langsam ihre Funktion aufgaben.


Es war an der Zeit Indra zu helfen, denn alleine hätte sie es nicht geschafft, zu gehen. An ihrem letzten Abend durfte sie noch einmal Yeshis Zärtlichkeiten genießen, der seine Ur-Oma betüttelte. Wie feinfühlig er ist, der junge Mann. Er hatte großen Anteil daran, dass ihr Leben in den letzten Monaten noch Sinn hatte. Immer noch wedelte sie und freute sich, wenn sie seine Spuren im Garten erschnüffelte. Nun marschiert kein Flitze-Ömchen mehr im Sturmschritt durch den Garten …


Wir selbst müssen jetzt Ruhe finden und uns neu sortieren. Indra hinterlässt ein tiefes Loch. Sie wurde unglaubliche 19 Jahre und fast 8 Monate alt. Wir hätten sie gerne an Weihnachten noch bei uns gehabt, aber ich glaube wir hätten weder ihr noch uns einen Gefallen damit getan. Sie hat sich so oft nach Tiefs wieder aufgerappelt. Dieses Mal sah ich aber keine Hoffnung mehr.


Die vielen Jahre … die gemeinsamen Erinnerungen … Es tut so weh!


Nach den anstrengenden Tagen und Nächten, die Indra bellend und durch die Wohnung wackelnd, immer wieder auf den Po plumpsend verbracht hatte,  wurde sie am Montagmorgen von einer Minute zur anderen schlagartig sehr ruhig, nachdem ich die Entscheidung getroffen und mit dem Tierarzt einen Termin für nachmittags vereinbart hatte. Sie lag auf ihrer Decke, offensichtlich sehr schwach, und schien zu spüren, dass von mir selbst die Anspannung und Angst vor der Entscheidung abfiel.

Inwieweit die anderen Hunde verstanden haben, was passiert ist, kann ich nicht sagen. Bya-ra jedenfalls musterte uns bereits gestern die ganze Zeit und versuchte in uns zu lesen. Seit heute verweigert sie ihr Futter.


Mach’s gut, mein kleines geliebtes Blondchen! Du hast uns so oft zum Lachen gebracht, warst freundlich zu allem und jedem, aber auch hartnäckig, wenn du etwas durchsetzen wolltest. Nun bist du auf dem Weg zu deinem Gesar und ihr seid wieder vereint. Er musste fast 4 Jahre lang auf dich warten. Damit hatte keiner gerechnet. Du wirst immer in unseren Herzen bleiben. Du warst etwas ganz besonderes!


Tun-Huang Indrajatra

30.4.1995 – 22.12.2014

12. Dezember 2014

Kar-mi, Yeshi, Bya-ra und Milka
Kar-mi, Yeshi, Bya-ra und Milka

Das Tagebuch gönnt sich eine Pause


Es heißt mal wieder Prioritäten setzen.


Zur allgemeinen Beruhigung: Uns geht es gut!


Das Ur-Ömchen hat sich wieder gefangen, auch wenn ich im Geiste wirklich mit dem Schlimmsten gerechnet hatte.


Milka und ich waren mit Fionas Frauchen auf Deckrüdensuche und Milka hatte ein kleines Vorab-Date zum ersten Schnupperkontakt mit einem sehr imposanten jungen Tibi-Mann. Nebenbei habe ich mich so in seine mit ihm zusammen lebende Hündin verliebt, dass es durchaus sein könnte, dass unser Yeshi doch in absehbarer Zeit schon SEIN Mädel bekommt, das aber voraussichtlich nicht bei uns leben wird, sondern beim Schwesterchen. Bei Yeshi war vor kurzem das Fell explodiert und ich hatte alle Hände voll zu tun. Zum ersten Mal musste ich mich bei ihm durch dicke Filzpolster kämpfen. Evtl. war die Ursache die Narkose, die für das HD-Röntgen nötig war. Aber dank einem Bad mit dem Argan-Öl-Shampoo und der Argan-Öl-Haarkur von PSH werden die Haare wieder kräftiger. Auch Bya-ra wurde mit den gleichen Pflegemitteln gebadet, wie auch Milka vor ihrem Date.


Außerdem habe ich einiges an meinem Barf-Futterplan geändert. Scheinbar war die Menge bzw. die Mischung nicht ausreichend, denn meine hungrige Bande hatte eine seltsame Gier nach Erde. Ich habe mich nun nicht mehr auf den Barf-Shop verlassen, sondern nach Angaben von Swanie Simon die Mengen selbst errechnet. Außerdem erinnerte ich mich daran, dass meine Hunde früher pürriertes Gemüse und Obst erhalten hatten, da sie die Zellen dann besser aufspalten können. Das Obst und Gemüse vom Barf-Shop war allerdings immer nur geraspelt und diente so lediglich als Ballaststoff für die Verdauung. Mag sein, dass ich es mir einbilde oder dass es Zufall ist, aber das Erdefressen hat schlagartig aufgehört und alle Hunde nähern sich ihrem Wunschgewicht.


Gewichte - Aktueller Stand:

Bya-ra: 11,3 kg (40,5 cm)

Kar-mi: 12,8 kg (41,5 cm)

Milka: 11,6 kg (39 cm)

Yeshi: 11 kg (40 cm)

Indra: 6,2 kg (37 cm)


Wir wünschen allen unseren Tagebuch-Lesern und Homepage-Besuchern eine frohe Vorweihnachtszeit. Immerhin habe ich es geschafft zwischendurch das Titelbild zu aktualisieren. Ansonsten möchte ich aber vorübergehend das Tagebuch auf Sparflamme laufen lassen, damit ich einiges aufarbeiten kann, denn sonst sehe ich Schwarz für meine G-Wurf-Planung im Frühjahr.

 

Mama Milka und Sohnemann Yeshi im herbstlichen Wald unterwegs
Mama Milka und Sohnemann Yeshi im herbstlichen Wald unterwegs